Der Hunter -
zu deutsch Jäger - könnte zwar dem tüchtigen Waidmann ein
adäquates Fortbewegungsmittel auf der Pirsch nach Hoch- und
Niederwild sein, darf aber ebenso zur Jagd auf ausgebauten
Autobahnstrecken benutzt werden. Natürlich trifft man hier
nur gelegentlich und höchst ungern auf besagtes Getier.
Daher wird der Hunter-Pilot vornehmlich das Hallali auf
andere Spezies der Gattung Automobil blasen. Was ihm
sicherlich vortrefflich gelingen dürfte. Denn eine Stärke
des Hunter, das unffällige Anpirschen ist ihm förmlich in
die Wiege gelegt. Welcher Golf 16V-, 3er BMW_ oder Mercedes
190-Fahrer wird das hochbeinige, aufgemotzte und mit
Stahlgeweihen bewehrte Vehikel schon als ernsthaften
Konkurrenten bei der Jagd um Höchstgeschwindigkeiten oder
Beschleunigungsrekorde für voll nehmen? Und wie siehts gar
mit den eigenen Markenkollegen aus dem heimatnahen
Ingolstadt aus? Wers noch nicht gemerkt hat: Der
rote Hochbeiner war einmal ein ganz normaler Audi 80. Bis,
ja, bis er in den Hallen der K. Treser Design Technik GmbH
unters Messer kam. Hier wurde er waidgerecht seziert und mit
einigen ungewohnten Zutaten wieder zum Leben erweckt.
Ähnlichkeiten mit einem urbayrischen Fabelwesen, dem
Wolpertinger, sind rein zufällig. Im
Unterschied zu diesen possierlichen Tierchen, die bisher
wohl kein noch so ausgefuchster Jäger vor die Flinte
bekommen hat, ist der Treser Hunter quicklebendig. |
Dafür
sorgt schon das kraftvolle Fünfzylinder Triebwerk.
Normalerweise packt der 2,3 Liter-Motor aus dem 90er 136
stolze Rösser unter die Quattro-Haube. Der rote Jäger gibt
sich damit aber nicht zufrieden und befehligt je nach Lust
und Laune muntere 198 Pferde, genug für flotte Ausritte
über Stock und Stein oder fröhliche Ausflüge über glatte
Betonpisten. Dabei ist der Hunter nichts für schwache
Gemüter, denn wo er antritt, bleibt keine Flinte ruhig
liegen. In der Tat sollten während der 8,7
Sekunden, die er für den Spurt von null auf 100 km/h
benötigt, keine losen Gegenstände auf den edlen
Lederpolstern umherliegen. Der 1,3 Tonnen schwere Waidmann
springt nämlich los wie ein Berberlöwe bei der Jagd auf
Hochwild. Die vier breiten Tatzen krallen sich förmlich in
den Asphalt. Dank des Allradantriebs baut so gut wie keiner
der 250/45 V415er Michelin TRX irgendwelchen Schlupf auf. Wenn
er abseits der normalen Pfade dann doch mal ins Rutschen
kommen sollte: Eine Differentialsperre läßt sich per
Wippschalter aktivieren und verschafft bessere
Traktion. Diese serienmäßige Torsensperre
in der Hinterachse schaltet sich normalerweise über 25 km/h
aus. Auf Wunsch läßt sich das jedoch durch Betätigung
eines Extraschalters verzögern. So gerüstet, kann der
Hunter schon einige Buckel unter den stahlgeschützten Bauch
nehmen. Der ist nämlich selbst an der tiefsten Stelle immer
noch ganze 20 Zentimeter, also etwa zwei Handbreit, vom
Boden entfernt. |
Falls der Wagen
mal vor Übermut in die Luft hüpfen sollte - macht nichts.
Das Fahrwerk, die Radhäuser und die Federbeindome sind
soldie verstärkt. Natürlich, wie es sich für einen
wackeren Waldwächter gehört, besitzt der Treser-Audi einen
geregelten Abgaskatalysator, um die sonst baummordenden
Stickoxyde zu verwerten. Leider verspürt er einen
ziemlichen Durst. Speziell, wenn man die errechnete
Höchstgeschwindigkeit von 198 km/h ausfahren will, schafft
er ohne Probleme 19 bis 20 Liter bleifreies Superbenzin je
100 Kilometer weg. Es geht natürlich auch zahmer, so mit
zwölf bis dreizehn Schlucken im Testmittel. Doch dann muß
man sich gehörig in Sachen Gasgeben einschränken. Bei der
ersten Begegnung will man es kaum glauben: Der hochbeinige
Geweihträger läßt sich lässig durch Kurven treiben. Mit
der exakten Servolenkung hat man ihn jederzeit im Griff. In
engen Kehren drängt es ihn über die eingeschlagenen
Vorderräder nach außen, und wer dann vor Schreck das Gas
wegnimmt, muß mit einem ausbrechenden Heck rechnen. Selbst
der Geradeauslauf bei knapp 200 Sachen entspricht fast dem
eines normalen Serienwagens.
Wäre da nicht der hohe Einstandspreis von gut 130000
Märkern, der Hunter wäre das ideale Fortbewegungsmittel
für den Freizeit-Waidmann auf der Pirsch.
Text: Wolfgang Scholz
Fotos: Jan Hardy Sommer
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