Treser Quattro |
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Walter Treser hatte sich im Januar 1982 selbständig gemacht und widmete sich seitdem unter dem Stichwort "Audi Faszination" der individuellen Aufwertung der Autos seines früheren Arbeitsgebers. Sein erstes Werk ist - wie kann es anders sein - ein Audi Quattro, um endlich zu zeigen, "wie ich ihn schon damals haben wollte" (Treser). Kann man über die Ästhetik des schaufelartigen Frontspoilers noch geteilter Meinung sein, so müssen Tresers Kosmetikretuschen im Heckbereich doch als gelungen angesehen werden - der von Haus aus nicht besonders glücklich geformte Renomier-Audi wirkt gestreckter und nicht mehr so zerklüftet wie im Ur-Zustand. Großen Wert legt der Jung-Unternehmer auf die Feststellung, daß alle Treser-Produkte uach selbst entworfen sind. Dazu gehören zum Beispiel die Felgen. "Ein Rad führt seiner Bestimmung nach eine Drehbewegung aus. Die bisher bekannten Styling-Muster drücken aber eher Statik aus. Ich will mit meinem Rad mehr Dynamik in Spiel bringen", erklärt Treser die Gestaltung seiner Felge. Die kranzförmig angeordneten Schaufeln besitzen jedoch nicht allein Symbolcharakter, sondern dienen während der Fahrt zur Bremsenkühlung, "denn", so das Prinzip des neuen Audi-Tuners, "Schönheit muß immer auch eine Funktion haben". Im Innenraum gibt es spezielle Treser-Vordersitze, die auf den Audi-Sportsesseln basieren, aber an Sitzfläche und Lehne über stärker aufgeschäumte Seitenwangen verfügen, sowie ein Treser-Lenkrad mit ergonomisch eingearbeiteten Griffmulden für die Hände. Besonderer Stolz der aus 14 Mitgliedern bestehenden Treser-Truppe ist das neue Armaturenbrett mit acht Rundeinstrumenten, das im Quattro die Atmosphäre eines klassischen Sportwagen-Cockpits schaffen soll. "Wir bieten ein ansprechendes und kein sprechendes Instrumentarium an", meint dazu selbstbewußt Walter Treser mit einem Seitenblick nach Ingolstadt, wo man im Serien-Quattro gerade Digitalanzeigen und Sprachcomputer eingeführt hat. Selbstverständlich kann Treser auch mehr Leistung offerieren. Der 2,1 Liter große Turbomotor wurde auf 240 PS (176 kw) angehoben. Die Mittel dazu: eine 272 Grad-Nockenwelle, größere Auslaß-Ventile, Verdichtungserhöhung, voluminöserer Ladeluftkühler und eine neu abgestimmte Einspritzung. Um das Drehzahl-Niveau trotz der höheren Leistung bei hohen Geschwindigkeiten nicht anwachsen zu lassen, wurde der fünfte Gang länger übersetzt. Die Fahrleistungen sind denn auch recht beeindrucken: Von Null auf Temp 100 spurtet der Treser-Quattro in 6,7 Sekunden (Serie: 7,4 Sekunden), und in der Höchstgeschwindigkeit schwingt er sich zu nahezu 230 km/h (Serie: 222 km/h) auf. Um die Elastizität ist es dagegen weniger gut bestellt - einem erfolgreichen Abschneiden steht hier zum einen der lange fünfte Gang im Weg, aber auch die generelle Schlappheit des Motors im unteren Drehzahlbereich. Bei flotter Fahrweise muß der Treser-Pilot eifrig den Schalthebel betätigen, um die Drehzahl über 4000 U/min zu halten. In die Versuchung, eine zügige Gangart einzulegen, kommt der Fahrer sehr leicht, da der Grenzbereich hoch gesteckt ist. Schnelle Kurven durchmisst der an allen Rädern angetriebene Quattro nahezu neutral mit einer kleinen Tendenz zum Untersteuern, das sich durch Gaswegnehmen angenehm ausgleichen läßt. Auf unebenen Straßen zeigte sich beim Testwagen, der zugleich Prototyp war, allerdings ein Schönheitsfehler: Auf Grund der weichen Abstimmung der Vorderachse setzte er mit dem Frontspoiler auf der Fahrbahn auf. Doch wer Tresers Streben nach Perfektion kennt, der weiß, daß dieser Makel kein zweites Mal zu beobachten sein wird.
Text und Bilder aus auto motor und sport Heft 21, 21.10.1982, von mir gescannt. Danke an Olli Wischerath von Audi100-online.de für die Leihgabe. Auf der nächsten Seite weitere Bilder eines Treser-Uris als Komplettumbau. |
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